Interview mit dem künstlerischen Leiter

Interview künstlerischer Leiter, Desar Sulejmani

Was sind die Ursprünge der Deutschen Rhein-Philharmonie, was die Ziele?

Lesen Sie das Interview mit Desar Sulejmani, künstlerischer Leiter der Deutschen Rhein-Philharmonie, zur Ausrichtung des neuen Orchesters.

 

Herr Sulejmani, Sie sind der Initiator dafür, dass dieses neue Orchester ins Leben gerufen wurde. Wie kam es dazu?

Desar Sulejmani: 2016 gab es am Joburg Theatre im südafrikanischen Johannesburg eine Produktion von Mozarts „Zauberflöte“. Der Produzent Musa Nkuna, den ich von früherer Zusammenarbeit kannte, hatte mich nach einem Orchester für diese Produktion gefragt. Ich habe daraufhin eine spielfertige Besetzung für dieses Projekt zusammengestellt, und nach einer intensiven Probenphase wir sind im Mai zu einer fantastischen Reise nach Südafrika aufgebrochen. Das daraus entstandene Orchester hat viel Lob von der Südafrikanischen Kritikerwelt bekommen. Aus dieser Kernbesetzung hat sich nun fest die Deutsche Rhein-Philharmonie gegründet.

 

Interview künstlerischer Leiter, Desar Sulejmani

Interview künstlerischer Leiter, Desar Sulejmani; Foto: Ulrike Schumann

Und wieso gleich ein neues Orchester gründen, gibt es nicht schon genug davon in Deutschland?

Desar Sulejmani: Deutschland pflegt glücklicherweise eine sehr reichhaltige Kultur an Orchestern, im weltweiten Vergleich einzigartig. Und das immer noch, obwohl die Ensembles in öffentlicher Hand Kürzungen unterliegen. Zudem gibt es sehr viele freie Orchester, die sich auf sehr unterschiedlichem Niveau bewegen. Wir wollen mit der Deutschen-Rhein-Philharmonie eine Lücke füllen. Denn wir arbeiten professionell, agieren aber frei und sehr flexibel.

 

 

Was heißt, das Orchester ist flexibel?

Desar Sulejmani: Bei der Deutschen-Rhein-Philharmonie gibt es keine festen Stellen, die finanziert werden müssen und entsprechend auch keine festen Probenzeiten oder Orchesterdienste. Wir stellen die Besetzung nach Bedarf des jeweiligen musikalischen Projekts individuell zusammen und erarbeiten unser Programm dann in konzentrierten Probenphasen. Die Musiker tun das zunächst aus freien Stücken, wir wollen sie aber am wirtschaftlichen Erfolg der Projekte beteiligen.

 

Wer sind die Musiker, die bei Ihnen mitspielen?

Desar Sulejmani: Die Musiker kommen vorwiegend aus dem Rheinland und Ruhrgebiet und sind alle hervorragend ausgebildet. Die wichtigen Positionen im Orchester wie Stimmführer und Solisten sind durch die Bank mit Orchesterprofis besetzt. Der Rest sind frei agierende Musiker. Sie haben alle gemeinsam, hochmotiviert zu sein und die Sache mit viel Freude am gemeinsamen Musikerlebnis zu gestalten.

 

Was haben Sie musikalisch vor mit dem Orchester?

Interview künstlerischer Leiter, Desar Sulejmani, Foto: Ulrike Schuman

Interview künstlerischer Leiter, Desar Sulejmani, Foto: Ulrike Schumann

Desar Sulejmani: Wir sind sehr interessiert daran, selten gespielte Werken und auch zeitgenössischen Komponisten Raum in unsere Programmen zu geben. Natürlich wollen wir auch das gängige symphonische Repertoire pflegen, so wie in unseren Eröffnungskonzerten. Aber wir freuen uns schon darauf, unserem Publikum viel unbekannte Musik präsentieren zu können!

 

Wie vermarkten Sie das Orchester?

Desar Sulejmani: Unser Orchester verfügt über ein sehr gutes Netzwerk an Musikern und anderen Profis. Dadurch bringen wir uns ins Gespräch, wo Orchester für Projekte gesucht werden. Außerdem pflegen wir einen Internetauftritt und soziale Medien, über die wir uns präsentieren. Natürlich verstehen wir auch die klassischen Medien als unsere Partner. Und  wir sind aktuell auf der Suche nach Firmen, die Interesse an Kultursponsoring haben und unsere Arbeit unterstützen möchten.

 

Gibt es schon geplante Projekte über die Eröffnungskonzerte hinaus?

Desar Sulejmani: Die gibt es bereits. Im Oktober 2017 werden wir zusammen mit dem Madrigalchor der Stadt Bocholt dort ein Konzert veranstalten. Dabei werden wir zum Beispiel das Klavierkonzert in C – Moll Op. 185 von Joseph Joachim Raff aufführen, ein sehr selten gespieltes Solokonzert für Klavier. Außerdem haben wir unterschiedliche Anfragen aus dem Ausland wie Spanien, China oder noch einmal Südafrika, zu denen wir derzeit in Verhandlung sind.

Interview künstlerischer Leiter, Desar Sulejmani

Interview künstlerischer Leiter, Desar Sulejmani, Foto: Ulrike Schumann

 

Wo probt das Orchester?

Desar Sulejmani: Das ist bei unserer Arbeitsweise ein schwieriges Thema, weil wir natürlich nicht dauerhaft einen festen Probenraum anmieten können. Also sind wir auch dabei flexibel und auf die Findigkeit unserer Mitglieder angewiesen. Für die erste Probenphase haben wir zum Beispiel zwei Gemeindesäle gefunden, die sich gut eignen.

 

Und wie organisieren Sie das Orchester?

Desar Sulejmani: Da die Deutsche Rhein-Philharmonie ja nicht in öffentlicher Hand ist, mussten wir für die Organisation einen Weg finden, der keine große finanzielle Belastung für das Ensemble bringt. Deshalb haben wir die Form eines Vereins gewählt. Das ermöglicht außerdem, dass sich mehrere Interessierte einbringen und das Orchesterleben mitgestalten können. Die Deutsche-Rhein-Philharmonie ist beim Amtsgericht Düsseldorf als Verein eingetragen.