Internationale Opernproduktion von W.A. Mozartst Singspiel „Die Zauberflöte“ am Joburg Theatre in Johannesburg, SA
Dass ein deutsches Orchester für Konzerte ins Ausland fährt, ist normal. Südafrika, wo die klassische Musik mit dem Ende der Apardheid zur weißen Elitekultur abgestempelt worden ist und um ihren Stellewert kämpfen muss, gehört allerdings auch für Profis zu den so gut wie nie aufgesuchten Reisezielen einer Musikerkarriere. Umso ungewöhnlicher ist die 2016 unternommene Reise der DRP: Im Mai folgte das Orchester einer Einladung nach Johannesburg, um dort für mehrere Abende die Musik zu Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ zu spielen sowie ein Open-Air-Konzert in einem Park. Eine eindrucksvolle Unternehmung, nicht nur aus musikalischen Gründen.
Internationale Produktion der „Zauberflöte“
Über 1100 rote Samtsessel und eine Bühnentechnik, die sich auf der gesamten Südhalbkugel sehen lassen kann, damit beeindruckt der Saal „The Mandela“. Auf der Opernbühne agierten an vier gefeierten Abenden schwarze und weiße Sänger aus Südafrika, Polen und Deutschland. Sie sangen Mozarts Singspiel in Deutsch. Die Dialoge sprachen sie Dialoge in unterschiedlichen südafrikanischen Dialekten und in Englisch. Der Dirigent des Orchesters und musikalischer Leiter der Produktion, Desar Sulejmani: „Diese Opernproduktion war eine einzigartige Erfahrung für uns alle. Nicht nur der musikalische Reiz, Mozarts wunderbare Musik in Südafrika für die schwarze Bevölkerung zu spielen, vielmehr der Kontakt mit den dortigen Menschen und Musikern war für mich persönlich und für viele Orchestermitglieder eine ganz wichtige und intensive Lebensbereicherung! Das würde ich in meinem Leben nicht missen wollen.“
Zu der Einladung war es gekommen, nachdem Dirigent und Mitglieder des Orcheesters 2014 Konzerte mit einem Chor und dem aus Südafrika stammenden Tenor Musa Nkuna gegeben hatten. Nkuna war in Johannesburg nicht nur der Tamino in der „Zauberflöte“, sondern vor allem auch Produzent dieser vom Joburg Theatre getragenen Operninszenierung.
Die allgegenwärtige Rassenfrage
Eine Konzertreise, bei der Elefanten und Giraffen ganz dicht vor den Musikern die Piste queren, ist ein einmaliges und außergewöhnliches Erlebnis. Warum aber fliegt eine südafrikanische Opernproduktion überhaupt ein Orchester aus Deutschland ein? Finden sich in Südafrika keine einheimischen Musiker? Die Antwort darauf ist eng verknüpft mit der jahrhundertelangen Rassentrennung im Land. Bis zum Ende der Apartheid war die klassische Musik in Südafrika eine vorwiegend der weißen Bevölkerung vorbehaltene Kulturform. In den 90er Jahren wurden dann zahlreiche Institutionen geschlossen, die „eurozentrische“ Musik anboten. Das führte dazu, dass viele Musiker das Land verließen und heute in Europa tätig sind. Wer also Musiker zu bezahlbaren Preisen engagieren möchte, sucht sie in Europa oder den USA.
Die Kluft zwischen Schwarz und Weiß, die in Südafrika nach wie vor eng mit sozialer Ungleichheit und einer immensen Kriminalitätsrate verknüpft ist, bekamen auch die Orchestermusiker deutlich zu spüren. So konnten sie sich auf dem kurzen Weg zwischen Hotel und dem Theater nur mit dem Bus bewegen, aus Vorsicht vor Übergriffen. Dennoch kam es zu Vorfällen, bei denen Waffen im Spiel waren und die die Musiker einige Wertgegenstände kosteten. Versehrt wurde glücklicherweise niemand. Aber das, was von der Reise hauptsächlich bleibt, ist ein fantastisches gemeinsames Erlebnis und eine herausragende musikalische Leistung in internationaler Atmosphäre.